Dresdens „Pandemiekinder“ zwischen Licht und Schatten
Veröffentlicht am Samstag, 17. Juli 2021
Welche Folgen hat die Pandemie für Kinder und Jugendliche? Der Kinder- und Jugendnotdienst Dresden sieht u.a. die Tendenz zur „Verschärfung sozialer Ungleichheit“.
Viel zu tun haben die Besonderen Sozialen Dienste seit anderthalb Jahren, sind sie doch für Kinder und Jugendliche in Not zuständig.
Über zwei „feste Häuser“ verfügt der Kinder- und Jugendnotdienst in Dresden: Ein Gebäude am ehemaligen Berganderring an der Reicker Straße gegenüber dem ODC und ein weiteres auf der Teplitzer Straße in der Nähe vom Weberplatz. Beide Einrichtungen gehören zum Geschäftsbereich Bildung und Jugend der Landeshauptstadt – dort wiederum ist die Abteilung Besondere Soziale Dienste für die beiden Häuser zuständig. Verantwortlich ist Miriam Pilz als Abteilungsleiterin.
Nach dem ersten achtwöchigen Lockdown im Vorjahr wollte die Arbeitsgemeinschaft Jugendsozialarbeit von den verschiedensten Akteuren vom Netzwerk Abenteuerspielplätze und Jugendfarmen bis zum Forum Kinderschutz wissen, wie sich aus deren Sicht die Pandemie auf die Kinder und Jugendlichen ausgewirkt habe. Die Ergebnisse sind teils erschreckend, teils ermutigend. So gab es einerseits Bildungen großer Gruppen mit Alkoholexzessen, sehr hohen Medienkonsum und viele litten unter sozialer Isolation. Dies wiederum führte zu einem Anstieg bei Depressionen. Miriam Pilz meint: „Der Lockdown im Frühjahr und ab Dezember wirkte sich in mehrfacher Hinsicht auf Familien mit Kindern aus: Einerseits berichteten Eltern – vor allem Alleinerziehende – über ihre Existenzängste und das Gefühl, mit seinen Problemen alleingelassen zu werden. Andererseits gab es eine Mehrfachbelastung der Eltern, die gleichzeitig im Homeoffice arbeiten und im Homeschooling ihre Kinder betreuen sollten, was zur Überforderung von Eltern führte.“ Das Hauptproblem aber sei die „Verschärfung sozialer Ungleichheit“ – besonders gelitten unter der Pandemie haben die Kinder und Jugendlichen in Prohlis, Gorbitz und in Pieschen. Sowohl Technikausstattung als auch der Bildungsstand der Eltern – und das damit zusammenhängende Interesse und die Fähigkeit, Kinder in der schwierigen Zeit zu unterstützen – seien sehr unterschiedlich ausgeprägt. Bildungsexperten gehen davon aus, dass über 30 Prozent der Kinder sehr gut mit der Situation zurechtkamen – was im Umkehrschluss bedeutet, dass über die Hälfte der Mädchen und Jungen kleine und größere Schwierigkeiten hatten. Positiv vermerkt wurde, dass es vielerorts eine große Solidarität untereinander gegeben haben – auch über die Klassenstufen hinweg. Teilweise habe in dieser Zeit auch gerade das individuelle Gesundheitsbewusstsein zugenommen. Auch das Plus an gemeinsamer Familienzeit sei oft durchaus positiv erlebt worden.
Hybride Jugendarbeit
Schlussfolgerungen wurden vom Jugendamt dahingehend gezogen, dass man verstärkt auf „hybride Jugendarbeit“ setzen will – gemeint ist damit ein Mix aus klassischen und digitalen Angeboten. Gleichzeit soll es mehr Streetwork geben. Künftig will man auch stärker auf dezentrale „kleine“ Angebote setzen und bedarfsgerechte Unterstützung anbieten. Insbesondere dort, wo es zu Lernproblemen kommt.