Erinnerungsort für die Opfer der faschistischen Terrorherrschaft und des Zweiten Weltkrieges
Der Heidefriedhof im Dresdner Nordwesten
Veröffentlicht am Donnerstag, 19. Oktober 2017
Der Dresdner Heidefriedhof geht auf eine Idee des Stadtbaurates und Architekten Hans Erlwein zurück. Die erste Beisetzung fand 1936 statt. Nach dem Bombenangriff vom Februar 1945 wurden hier zahlreiche Opfer in einem Massengrab beigesetzt. Ein Ehrenhain erinnert an die Toten.
Mit einer Fläche von 53,3 Hektar ist der Heidefriedhof an der Moritzburger Landstraße die größte städtische Begräbnisstätte und unterscheidet sich ihrem Charakter nach von anderen Großstadtfriedhöfen. Das Areal blieb, was es immer war, ein Stück Wald, in dem nur die einzelnen Quartiere durch naturhaft belassene Wege und Pflanzstreifen gegliedert sind.
Erste Überlegungen für einen Friedhof in der Jungen Heide werden dem Architekten und Dresdner Stadtbaurat Hans Erlwein (1872–1914) zugeschrieben, der sich mit der Anlage eines solchen schon frühzeitig beschäftigt hatte. Sein plötzlicher Tod, der Erste Weltkrieg und die schwere Nachkriegszeit ließen diese Pläne jedoch erst einmal zurückstehen.
Als dann Mitte der 1920er Jahre der Bau einer zweiten Feuerbestattungsanstalt für Dresden vorgesehen war, erinnerte man sich des von Erlwein geplanten Waldfriedhofs. 1926 erwarb die Stadt vom Staatsforst ein dem Vorhaben entsprechendes Waldstück der Jungen Heide. Für Planung und Gestaltung zeichnete die damalige Stadtgartenverwaltung verantwortlich. Mit den Arbeiten wurde 1934 begonnen. Die erste Urnenbeisetzung fand am 3. Januar 1936 statt, die erste Erdbestattung am 20. November 1937. Zu diesem Zeitpunkt waren schon 20 Hektar des mit 75 Hektar geplanten Friedhofsgeländes dem Bau der Reichsautobahn zum Opfer gefallen. Zum Bau einer zweiten Feuerbestattungsanstalt ist es nicht gekommen.
Auf dem Heidefriedhof befinden sich nicht nur die letzten Ruhestätten Dresdner Bürger und die bedeutender Politiker, Wissenschaftler und Künstler, sondern er ist zugleich Erinnerungsort für die Opfer der faschistischen Terrorherrschaft und des Zweiten Weltkrieges. Mehrere Gedenkstätten und Ehrenhaine sind hier angelegt. So wurde nach dem Bombeninferno vom Februar 1945 der vom NS-Regime schon 1937 geplante Hain für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges zum Massengrab Tausender Dresdner sowie durchreisender Flüchtlinge. Auf der 1963 am Ende des Massengrabes errichteten und weithin sichtbaren Sandsteinmauer sind die Worte des Dichters Max Zimmering (1909–1973) verewigt: WIE VIELE STARBEN? WER KENNT DIE ZAHL? AN DEINEN WUNDEN SIEHT MAN DIE QUAL DER NAMENLOSEN, DIE HIER VERBRANNT IM HÖLLENFEUER AUS MENSCHENHAND.
Im Jahre 1951 hatten die Arbeiten am Ehrenhain für die Opfer des Faschismus begonnen. Sie fanden 1964 mit dem Bau eines Obelisken gegenüber der 1948 aus Trümmersteinen der Dresdner Innenstadt fertiggestellten, heute denkmalgeschützten Feierhalle ihren Abschluss. Der Ehrenhain mündet in einem Sandsteinrondell, in dessen Mitte eine Opferschale aufgestellt ist. Auf beiden Seiten des breiten, zum Rondell führenden Weges stehen Stelen und Blöcke, auf denen die Namen und Lebensdaten Hunderter Gegner des Nationalsozialismus aus Dresden verzeichnet sind.
Eine weitere Stätte des Gedenkens wurde am 8. Mai 1989 für die von 1941 bis 1945 in Dresden verstorbenen Kriegsgefangenen und Zwangsarbeiter aus der Sowjetunion eingeweiht. Die Urne mit Erde von den Gräbern sowjetischer Bürger des Äußeren Matthäus-Friedhofs, des Johannisfriedhofs sowie des Urnenhains der Feuerbestattungsanstalt Tolkewitz wurde in die von der Dresdner Bildhauerin Thea Richter (geb. 1945) geschaffenen Gedenkstätte eingelassen und mit zwei Bronzeplatten verschlossen.
Anmerkung: Seit 2010 steht zur Erinnerung an die Opfer des 13. Februar 1945 neben der Feierhalle mit Blick auf den Ehrenhain die von der seit 1991 in Dresden lebenden polnischen Künstlerin Małgorzata Chodakowska (geb. 1965) geschaffene Plastik »Trauerndes Mädchen am Tränenmeer«.