Ziel: Europäische Kulturhauptstadt 2025

Im Gespräch mit Stephan Hoffmann, Leiter des Kulturhauptstadtbüros

Veröffentlicht am Sonntag, 16. Juli 2017

Christine Pohl im Gespräch mit Stephan Hoffmann, Leiter des Kulturhauptstadtbüros.

Stephan Hoffmann. Foto: Pohl

Stephan Hoffmann.

Foto: Pohl

Die Landeshauptstadt ist eine exzellente Kulturstadt – warum will Dresden 2025 europäische Kulturhauptstadt werden?

Wir leben in einer Stadt, die scheinbar alles schon hat – wunderbare Kunst- und Kultur­ein­rich­tungen, ein reiches kultu­relles Erbe, europäische Vielfalt. Bei dem Titel Kultur­haupt­stadt geht es aber weniger um das Erbe, sondern um die Zukunft: sich frisch aufzu­stellen, die Zivil­ge­sell­schaft zu stärken. Es gibt so viele Leute, die die Stadt gestalten wollen. Es wäre toll, wenn das mit der Kultur­haupt­stadt­be­werbung gelingen würde. In Dresden werden ja Debatten zu Problemen geführt, die ganz Europa betreffen. Wir wollen eine neue Kultur des Mitein­anders für die Gegenwart und die Zukunft entwi­ckeln. Für Dresden, und vielleicht sogar beispielhaft für Europa.

Wie sieht die Beteiligung der Dresdner an der Bewerbung aus?

Als erstes haben wir die Bürger befragt. Wir wollten wissen, was für sie Kultur ist. Neben den Antworten wie Kunst, Musik, Theater, Literatur usw. sagten sehr viele: Kultur ist, wie wir mitein­ander umgehen. Die Kultur des Mitein­anders soll unser Thema sein. Zweitens fördern wir zehn kultu­relle Mikro­pro­jekte, die die Bewerbung zur Kultur­haupt­stadt voran­bringen, mit jeweils symbo­li­schen 2.025 Euro. Die Palette reicht von der Vertonung der archi­tek­to­ni­schen Wahrzeichen der Stadt, über Tanz und Video­kunst zum Thema Städte­part­ner­schaft Dresden und Florenz, über Theater­pro­jekte bis hin zum künst­le­ri­schen Projekt­labor TRAFO. Außerdem werden Bürger­foren zur Stadt­teil­kultur organi­siert. So erfahren wir, welche Bedürf­nisse es vor Ort gibt, wie das kultu­relle Leben gestaltet wird.

Was haben Sie bei den Gesprächen mit den Bürgern erfahren?

Die Bürger wünschen sich mehr Begeg­nungs­räume. Nicht nur als Treff­punkte, sondern als Orte, um selbst etwas zu gestalten. Und ganz viele sagen: Dresden ist mehr als Barock. Dresden hat mehr zu bieten als seine kultu­rellen Leucht­türme. Auf die Leucht­türme sind sie stolz, aber ihnen sind auch die kleinen Angebote in den Stadt­teilen wichtig. Sehr ausge­prägt ist das Lokal­pa­trio­tische – da ist der Hellerauer oder der Loschwitzer, der anders ist als der Blase­witzer. Wie in Europa! Diese Vielfalt positiv zu gestalten ist eine große Aufgabe. Rund 60 Prozent der Bewohner wissen, dass sich Dresden um den Titel europäische Kultur­haupt­stadt bewirbt. Das ist eine sehr gute Ausgangslage. Im Betei­li­gungs­prozess sprechen wir aktuell über Orte und Gebäude, die den Dresdnern am Herzen liegen – ob Sachsenbad oder Fernsehturm. Es ist die Frage, inwieweit es gelingt, hier die europäi­schen Dimen­sionen heraus­zu­stellen.

Welche Veranstaltungen sind als nächstes vorgesehen?

Am 26. August ist die Eröffnung des Kultur­haupt­stadt­büros in der Altstadt geplant, verbunden mit einem kleinen Fest. Wir ziehen in den Kultur­palast, ins Schau­fenster an der Galerie­gasse. Das signa­li­siert: Wir sind offen für die Ideen der Bürger, der Bewer­bungs­prozess ist trans­parent. Das nächste Bürger­forum zur Stadt­teil­kultur findet am 29. August in Pieschen statt. Und am 21./22. September 2017 werden wir zur »Konferenz der Konkur­renten« einladen. Vertreter aller der Städte, die sich um den Titel bewerben oder schon einmal beworben haben, werden dabei ihre Erfah­rungen austau­schen und inter­na­tionale Gäste werden ihre Erfah­rungen weiter­geben.

Wie geht der Bewerbungs­prozess weiter?

Bis Mitte 2019 werden wir das Programm für die Bewerbung entwerfen und Ende 2019 einreichen. 2021 wählt eine europäische Jury die Kultur­haupt­stadt aus.

Christine Pohl

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