Entscheidung zu Globus erneut vertagt
Veröffentlicht am Mittwoch, 11. Juli 2012
Die Frage, ob Globus am Alten Leipziger Bahnhof einen Einkaufsmarkt errichten darf, bleibt weiterhin ungeklärt. Nicht nur verschiedene Parteien, der Handelsverband Sachsen und die IHK Dresden lehnen das Projekt ab, auch der Unternehmerverband Pieschen spricht sich dagegen aus.
Auf der Stadtratssitzung am 21. Juni 2012 stellte die Fraktion der Partei »Die Linke« den Antrag, das Thema zu vertagen. Eine Entscheidung könnte nun am 12. Juli 2012 fallen. André Schollbach, Fraktionsvorsitzender der Linkspartei, begründete den Antrag damit, dass das Globusvorhaben nicht losgelöst vom EDEKA-Projekt am Albertplatz behandelt werden darf. Beide Einkaufzentren wären nur wenige hundert Meter voneinander entfernt.
Auch der Handelsverband Sachsen e. V., die Industrie- und Handelskammer Dresden, das City Management sowie der Unternehmerverband Pieschen und der Gewerbe- und Kulturverein Dresden-Neustadt lehnen das Projekt einhellig ab.
Der Standort »Alter Leipziger Bahnhof« ist laut Zentrenkonzept der Stadt Dresden als Standort für großflächigen zentrumsrelevanten Einzelhandel nicht zulässig, da er sich außerhalb der in diesem Konzept deklarierten Versorgungsbereiche befindet.
Seit März dieses Jahres liegt ein Gutachten vor, das eine klare Ablehnung der geplanten Globusansiedlung empfiehlt. Oberbürgermeisterin Orosz sprach sich dafür aus, das Projekt endlich einer Entscheidung zuzuführen.
Zur nächsten Stadtratssitzung möchte der Einkaufsriese Globus eine Entscheidung über sein Projekt zur Ansiedlung eines riesigen Einkaufszentrums auf dem Areal des Alten Leipziger Bahnhofs herbeiführen. Doch die Wellen schlagen hoch unter den Pieschnern. Gewerbetreibende und Bewohner lehnen diese Pläne überwiegend ab.
Die Brache eingangs der Leipziger Straße, auf der sich einst Dresdens erster Fernbahnhof befand, bietet schon seit langem keinen schönen Anblick. Die Reste des zweiten Gebäudekomplexes sind – obwohl denkmalgeschützt - zum Teil einsturzgefährdet. Das Gelände, auf dem sich später der Güterbahnhof Dresden-Neustadt befand, der heute als Gewerbegebiet genutzt wird, ist ein Schandfleck, der einer Neugestaltung harrt.
Ideen dafür gibt es viele, sie reichen von einer Wohnbebauung mit Freizeiteinrichtungen (HafenCity) bis hin zum Supermarkt mit Geschäften.
Im November letzten Jahres trat die Bau- und Supermarktkette Globus mit ihren Plänen an die Öffentlichkeit. Neben einem Warenhaus sollen Flächen für Einzelhandel entstehen. Dabei will das Unternehmen die Bahngebäude in das Projekt einbeziehen und verpflichtet sich zu deren Instandsetzung. Im November wollte Globus das Projekt im Eilverfahren durch den Stadtrat bringen. Dort hagelte es augenblicklich Proteste.
Vor allem die Händler der Inneren Neustadt und Pieschens lehnten das Vorhaben rigoros ab.
Vor längerer Zeit wurde eine Initiative gegründet, die sich gegen die Ansiedlung von Globus am Alten Leipziger Bahnhof wendet. Zusammen mit dem Gewerbe- und Kulturverein Dresden-Neustadt hat sich der Unternehmerverein Pieschen seit Monaten mit der Kampagne »Globus-ohne-mich« massiv gegen die Ansiedlung positioniert. Mit Informationsständen und Unterschriftslisten haben die Gegner gegen das geplante Einkaufszentrum protestiert.
Der Sprecher der Initiative, Uwe Socher, selbst Unternehmer in Pieschen und Inhaber eines Feinkostgeschäftes an der Oschatzer Straße, begründet seine Ablehnung des Globus-Projektes damit, dass die Einzelhandelsfläche in Dresden schon lange über dem bundesdeutschen Durchschnitt liegt, die Einkommen aber bei weitem nicht. So bringen neue Märkte keine zusätzlichen Käufer, sondern führen zu einem Verdrängungswettbewerb auf Kosten des kleinen, eigentümergeführten Einzelhandels. Dagegen wolle man sich auf jeden Fall wehren, so Socher.
Sein Geschäftsnachbar, Hansjochen Langner, Eigentümer des nach eigener Aussage ältesten noch existierenden Spielwarengeschäftes Dresdens, rechnet vor, wie sich sein Umsatz nach jedem neuen Einkaufszentrum verringert hat. Mittlerweile sei er auf einem Stand angekommen, bei dem es keine Spielräume nach unten mehr gibt. Die Eröffnung des Globus-Marktes wäre der finale Infarkt.
In seiner nächsten Sitzung am 12./13. Juli 2012 will der Stadtrat über das Projekt entscheiden. Die Ortsbeiräte von Pieschen und Neustadt haben schon vor längerer Zeit dagegen gestimmt.