Globus ist eingeladen!
Veröffentlicht am Sonntag, 22. Oktober 2017
Eine neue Bürgerintitiative unter Leitung von Dr. Judith Brombach spricht sich gegen Globus-Ansiedlung auf dem Gelände des Alten Leipziger Bahnhofs in Dresden aus. Unterstützung kommt aus aus Teilen der Politik, von Vereinen, Handelsgenossenschaften, Einzelhändlern etc
Leipziger Vorstadt. »Man kann nur einmal essen, vielleicht können Sie dreimal zum Friseur gehen«, fasst Konsum-Vorstand Gunther Seifert am Ende seiner Ausführungen knapp zusammen. Der Manager hat heftige Bedenken, was eine Globus-Ansiedlung auf dem Gelände des Alten Leipziger Bahnhofs angeht. Damit ist er nicht allein. Ähnliche Sorgen plagen auch die Pieschner Händler und eine Bürgerinitiative »Wohnen am Leipziger Bahnhof«, deren Frontfrau Dr. Judith Brombacher ist.
Sie und ihre Mitstreiterinnen und Mitstreiter sprechen sich strikt gegen den neuen Standort aus. Die Stadt sei schon jetzt mit 130 Prozent Handelsfläche überversorgt. Käme Globus tatsächlich zum Zug, würden 40 bis 60 Millionen Euro Kaufkraft aus den umliegenden Stadtteilzentren abgezogen. Ihrer Meinung nach braucht eine wachsende Stadt wie Dresden Flächen zum Wohnen, Leben und Arbeiten. Den Einwand, das Gelände am Alten Leipziger Bahnhof gehöre Globus, wischt sie vom Tisch. Globus könnte ja verkaufen. Interessenten gäbe es angeblich genug.
Die Schlacht um den Alten Leipziger Bahnhof tobt also mit unveränderter Härte weiter. Mit EDEKA am Albertplatz habe sich die Wettbewerbssituation bereits verschärft, sagt Konsum-Mann Gunther Seifert. Er fürchtet einen ruinösen Verdrängungswettbewerb, der Druck auf kleinere Händler nehme im Fall einer Globus-Ansiedlung zu.
Ähnlicher Ansicht ist auch Jonathan Kirchner, Vorstandsmitglied der Verbrauchergemeinschaft Dresden eG, die u. a. einen Biomarkt in der Fritz-Reuter-Straße betreibt. Für die 150 Beschäftigten und fünfzehn Auszubildenden geht es unter Umständen um die Existenz. »Ein Lebensmitteleinzelhandel mit Beteiligungsformen wie unsere Verbrauchergemeinschaft ist gegenüber den Marktgiganten des Lebensmitteleinzelhandels in einer sehr schwachen Position. Ein weiteres Einkaufszentrum am Alten Leipziger Bahnhof würde uns massiv schwächen«, so Kirchner.
»Man kriegt immer wieder ein paar auf den Deckel und ein Jahr ist schnell verloren.« Uwe Sochor, der in der Bürgerstraße eine Laden für französische Spezialitäten betreibt, verwies auf die Erfahrungen im Zusammenhang mit dem Elbepark und dem Straßenbahnhof Mickten. Um 2006 zum Beispiel waren die Ladenflächen auf der Oschatzer Straße voll vermietet gewesen. Davon kann inzwischen keine Rede mehr sein. Die ortsansässigen Händler hatten und haben zu kämpfen. Das bestätigt auch Sylvia Kührt vom Fahrradfachgeschäft Elberad, die im Falle einer Globusansiedlung ebenso wie Sochor Umsatzeinbußen durch Überschneidungen der Sortimente fürchtet.
Einen weiteren Aspekt warf Heidi Geiler vom Verein Pro Pieschen in die Debatte. »Die Frage ist: In welcher Stadt wollen wir in Zukunft leben?« Sie spricht sich unmissverständlich für eine Stadt der kurzen Wege, für Kleinteiligkeit und Nachhaltigkeit aus.
Die Hände sind nach wie vor ausgestreckt: »Globus ist eingeladen, an der Entwicklung des Areals mitzuwirken«, sagt Heidi Geiler, und Judith Brombacher verspricht: »Wir bleiben dran am Thema!«
Die Initiative indes hat eine Petition ins Leben gerufen, die den Stadtrat auffordert, den Aufstellungsbeschluss zum Bebauungsplan 6007 (1234/11), Dresden Neustadt, »Globus-SB.Markt Am Alten Leipziger Bahnhof« mit 12.000 Quadratmeter Verkaufsfläche und 1.047 Stellplätzen aufzuheben und stattdessen unter Berücksichtigung der Denkmalschutzbelange, ein neues Wohnquartier zu planen.