Kirche, Kunst und Blaues Wunder

Doppeljubiläum in Blasewitz

Veröffentlicht am Donnerstag, 16. August 2018

Mit einem Festgottesdienst eröffnete die evangelisch-lutherische Kirchgemeinde Blasewitz eine Fotoausstellung zum 125 Jahre alten Blauen Wunder. Gezeigt werden in der Heilig-Geist-Kirche und im Gemeindehaus Schwarz-Weiß-Bilder von Franz Zadniček, der zu allen Jahreszeiten, bei Wind und Wetter die Loschwitzer Brücke mit der Kamera beobachtete.

In der Heilig-Geist-Kirche sind derzeit Fotografien vom Blauen Wunder zu sehen. Foto: Ziegner

In der Heilig-Geist-Kirche sind derzeit Fotografien vom Blauen Wunder zu sehen.

Foto: Ziegner

Viele Dresdner kennen sich aus mit den Sehens­wür­dig­keiten ihrer Stadt. Natürlich auch – und vielleicht sogar ganz besonders gut – mit dem Brücken­bauwerk aus Farbe und Stahl des Konstruk­teurs Claus Koepcke: Dem inzwi­schen 125-jährigen Blauen Wunder.

Man weiß über den Brückenzoll Bescheid, ebenso über die Rettung der Dresdner Elbquerung durch zwei Soldaten und einen Hauptmann am Ende des Zweiten Weltkrieges, man kann sich an die Straßen­bahn­linie 15 nach Loschwitz und die Linie 4 nach Pillnitz erinnern und auch an die Gefährdung bei extremen Hochwassern in letzter Zeit.

Überliefert ist der denkwürdige Belas­tungstest am Tag der Brücken­weihe. Nach nur zwei Jahren Bauzeit musste die neue Brücke aus 3.800 Tonnen Stahl mächtige Dampf­walzen, mit Steinen bepackte Fuhrwerke und sonstige schwer­ge­wichtige Dinge aushalten. Kaum bekannt ist wohl der jahre­lange Streit der Schwes­tern­dörfer Loschwitz und Blasewitz zu beiden Seiten des Stromes um die Finan­zierung der schon damals so dringend benötigten Brücke zwischen Loschwitz und Blasewitz. »Brücken­streit« hat Tradition in Elbflorenz. Das Spektakel der Brücken­weihe fand vor 125 Jahren am 15. Juli 1893 statt. Drei Monate später wurde die Heilig-Geist-Kirche Dresden-Blasewitz einge­weiht.

Am 15. Juli dieses Jahres laden gegen 10 Uhr die Glocken der Heilig-Geist-Kirche mit ihrem Geläut zum themen­be­zo­genen Festgot­tes­dienst »125 Jahre Blaues Wunder« ein. Im Kirchen­schiff erwarten Trompeten- und Orgel­klänge von Sebastian Böhner und Uwe Nürnberger die zahlreichen Gäste aus Nah und Fern. Schon bald lassen sie mit ihrem Wechsel­gesang gleichsam eine Brücke zwischen denen in der linken und denen in der rechten Bankreihe entstehen.

Pfarrer Dr. Hans-Peter Hasse spricht unter der Überschrift »Das Blaue Wunder: Überle­bens­kunst einer Brücke« auch darüber, dass die Brücke vor 50 Jahren abgerissen werden sollte. Sogar diese Bedrohung hat sie damals überstanden. Das Blaue Wunder ist eine Brücke über den Strom der Zeit und kann uns durch ihre Wider­stands­kraft bei behut­samer Behandlung noch lange erhalten bleiben.

Brücken-Bilder

Pfarrer Albert Hantsch hält die Predigt zum Thema »Brücke« aus christ­licher Sicht. Brücken sind vielge­staltig: Da ist die flüchtige Brücke des Regen­bogens und da sind in der Vergan­genheit und auch heute die Brücken zuein­ander, die als Begeg­nungs­stätten in all ihrer Vielfalt von beiden Seiten betreten werden können.

Den Abschluss des Gottes­dienstes bildet die feier­liche Eröffnung einer Ausstellung mit großfor­ma­tigen Schwarz-Weiß-Fotografien zum Thema »Das Blaue Wunder«. Der in Weimar geborene Künstler Franz Zadniček beobachtet mit seiner Kamera seit Jahrzehnten die Brücke mit all ihren Möglich­keiten der Perspek­tiven, mit dem Wandel des Lichtes und der Jahres­zeiten. Die Ausstellung kann noch bis zum Kirch­weih­ju­biläum der Heilig-Geist-Kirche am 15. Oktober 2018 besichtigt werden. Nach dem Gottes­dienst wurde im Gemein­dehaus Sebastian-Bach-Straße der zweite Teil der Ausstellung besichtigt. Auch hier sind Zadničeks Bilder bis zum 15. Oktober zu sehen.

Die Brücke selbst konnte am 15. Juli bei einem Spaziergang bis nach Loschwitz auch noch in Augen­schein genommen werden. Organi­siert waren Abstecher in die Ortsämter Blasewitz und Loschwitz zu den Ausstellungen»Historische Fotografien vom Bau des Blauen Wunders« bzw. »Sicht­weisen auf das Blaue Wunder« mit 40 Bildern zeitge­nös­si­scher Dresdner Künstler.

Gerhard Ziegner

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