Die Welt im Kasten
Von der Camera Obscura bis zur fotografierenden Drohne
Veröffentlicht am Donnerstag, 15. August 2019
Die neue Dauerausstellung in den Technischen Sammlungen stellt Foto-, Kino- und Videotechnik in den Focus. Neben vielen Exponaten erwarten die Besucher auch zahlreiche Experimente zum Ausprobieren.
Die Belichtung der ersten Fotografie im Jahr 1826 dauerte acht Stunden. Heute wird in jeder Situation fotografiert. So werden täglich über zwei Milliarden Fotos aufgenommen und in jeder Minute über 500 Stunden Videomaterial auf Internetplattformen hochgeladen. Ohne Zweifel: Mit der Fotografie hat sich unser Blick auf die Welt verändert.
Was waren und sind das für »Kästen«, die die Welt einfangen? Wie hat sich die Aufnahmetechnik verändert? Dem geht die neue Dauerausstellung »Welt im Kasten« in den Technischen Sammlungen nach. Im Mittelpunkt stehen Foto, Kino und Video seit der Erfindung der Camera obscura bis hin zum fliegenden (Kamera)-Auge – der Drohne. Vor fast 200 Jahren wurde begonnen, mithilfe lichtempfindlicher Substanzen und chemischer Prozesse Bilder aus der Wirklichkeit aufzunehmen und zu vervielfältigen. Inzwischen haben mikroelektronische Sensoren, digitale Algorithmen und Displays Einzug gehalten. Anhand konkreter Beispiele folgt die Ausstellung den Veränderungen in den Bereichen Fotografie und Kinematographie. Sie gibt Einblicke in das »Zeichnen mit Licht«, in die Anfänge der Fernsehtechnik von Manfred von Ardenne. Elektronische und digitale Verfahren zur Aufnahme, Bearbeitung und Wiedergabe von Bildern werden ebenso thematisiert wie die Phänomene der Bildrezeption.
Kurator Dr. Ralf Pulla verweist auf das Ausstellungkonzept »Experiment und Exponat«. Im Eingangsbereich treffen die Besucher beispielsweise auf die »Klassische Wundertrommel« aus dem 19. Jahrhundert, in der zweidimensionale Bilder entstehen. Daneben befindet sich eine starre halbrunde Skulptur aus dem 3D-Drucker. Wird sie mit der richtigen Drehzahl und Blinkfrequenz in Bewegung gesetzt, fängt sie an, »lebendig« zu werden, ihre Ausstülpungen werden zu beweglichen Tentakeln. 14 verschiedene Experimente können die Besucher ausprobieren.
Foto-Fans werden vor der Hasselblad 500/ EL/70 und die Spiegelreflexkamera Pentacon Super sicher länger verweilen. Die Astronautenversion der Hasselblad reiste im Dezember 1968 mit dem Raumschiff Apollo VIII das erste Mal um den Mond. Auch bei der Mondlandung am 20. Juli 1969 fotografierten die Astronauten Neil Armstrong und Edwin Aldin mit einer solchen Kamera die Mondoberfläche. Das Filmmaterial kam auf die Erde zurück, die Kamera blieb oben. Die Pentacon-Kamera war 1969 bei einer Sojus-Mission dabei. Kosmonaut Sigmund Jähn nutzte 1978 bei seinem Flug zur internationalen Raumstation ein Nachfolgemodell.