Die Gartenheimsiedlung in Gruna
650 Jahre Gruna
Veröffentlicht am Freitag, 17. Juli 2020
Etwas ganz Besonderes in Gruna ist die Gartenheimsiedlung, die zwischen 1919 bis 1926 entstand. Zu jeder Wohnung gehört ein Garten. Bis heute erfreut sich das Wohnen in diesem Quartier großer Beliebheit.
Die Gründung der Genossenschaft »Bauverein Gartenheim« fand am 3. Februar 1917 statt. Gesundes Wohnen im Grünen mit viel Licht, Luft und Aufenthaltsqualität waren gefragt. Der besonders im Siedlungsbau tätige freie Architekt Paul Beck zeichnete gemeinsam mit Stadtbaudirektor und Gründer des Bauvereins Max Oertel für den Bebauungs- und Ausführungsplan verantwortlich. Das gesamte Bauvorhaben wurde in den Jahren 1919 bis 1926 verwirklicht. Die Siedlung zwischen Hepke-, Junghansstraße und dem Landgraben strahlt schon beim Betreten eine harmonische Geschlossenheit aus. Mit Biberschwanz-Ziegeln gedeckte Dachgeschosse, Gauben, gesprosste Fenster mit Fensterläden, Sandsteinsockel und mit hellem Kratzputz versehene Fassaden vermitteln diesen Eindruck. Außerdem ist jeder Wohnung ein kleiner Garten zugeordnet. Der Gartenstadtgedanke fand städtebaulich und architektonisch eine vorbildliche Umsetzung. Das Grün der Gärten setzt sich in den Außenanlagen der Straßen und Plätze fort.
Besonders hervorzuheben sind die drei als Schmuckanlagen gestalteten öffentlichen Plätze, zu denen jeweils ein Brunnen in Mittellage gehört. Obwohl diese Plätze keinen eigenen Namen tragen, hat sich die Benennung nach der jeweiligen Brunnenanlage durchgesetzt: Stadtwappen-, Gedächtnis- und Hausfrauenbrunnen. Die Gartenheimsiedlung fand 1925 mit der Errichtung von 24 Blockhäusern aus Holz eine Erweiterung entlang der Junghansstraße. Das Jahr 1945 brachte Tod, Zerstörung und unendlich viel Leid in die Siedlung. Bei den Fliegerangriffen am 13./14. Februar sowie am 5. März starben ungezählte Einwohner. Von einst 277 Häusern wurden 141 Häuser, darunter sämtliche Blockhäuser, total zerstört. Der komplexe Wiederaufbau vollzog sich im Wesentlichen in den Jahren 1952 bis 1958. Bis auf wenige Baulücken, die mit Garagen geschlossen wurden, war der Charakter einer Gartenstadt wieder erlebbar. Der Rat des Stadtbezirkes Dresden-Ost stellte mit Wirkung vom 16. Juni 1969 die Gartenheimsiedlung unter Denkmalschutz. Seit ihrer Gründung hat die Gartenheimsiedlung den Status einer Genossenschaft erhalten können. Heute ist sie Bestandteil der WG Aufbau Dresden eG, die von 1995 bis 2001 die erste und umfangreichste Sanierung der gesamten Siedlung seit Gründung und Wiederaufbau vornahm. Einige Baulücken wurden mit Neubauten geschlossen. Zur Freude der Kinder entstanden mehrere unterschiedlich ausgestattete Spielplätze. Das Interesse an der Gartenheimsiedlung ist nach wie vor ungebrochen.
Quellen: Verwendet wurde das Buch »Wohnungsgenossenschaften in Dresden«, Michel Sandstein Verlag sowie das Archiv der Wohnungsgenossenschaft Aufbau Dresden eG.
Aus: „GRUNAER AU(G)EN-BLICKE“, Festschrift zum 650-jährigen Ortsjubiläum, die zurzeit von einem Autorenkollektiv vorbereitet und am 18. September den Bewohnern und Oberbürgermeister Dirk Hilbert übergeben wird.