»Dialog in Deutsch«
Unterstützung beim Spracherwerb als ein Schlüssel für Integration
Veröffentlicht am Mittwoch, 20. Februar 2019
In der Prohliser Bibliothek wird ein Projekt aus Hamburg ausprobiert. In moderierter Form unterhalten sich Flüchtlinge und Zuwanderer mit Einheimischen über Alltagsfragen in Deutsch. Dadurch lernt man sich gegenseitig kennen und achten.
Es ist der erste Dienstag im Februar. Elke Egger und Dr. Raimund Ottow warten in einer Leseecke der Bibliothek Prohlis gespannt, welcher »Neudresdner« heute zu ihnen kommt, um sich mit ihnen auf Deutsch zu unterhalten. Beide sind ehrenamtliche Moderatoren des Projekts »Dialog in Deutsch« für Geflüchtete oder Zugewanderte, das die Städtischen Bibliotheken Dresden anbieten.
Das Konzept »Dialog in Deutsch« wurde 2009 in den Buchhallen Hamburg entwickelt und ist bis heute ein fester Bestandteil der Bibliotheksarbeit in allen Hamburger Stadtteilbibliotheken.
»Menschen, die sich bei uns integrieren wollen, sollten wir dabei auch unterstützen«, so Dr. Raimund Ottow. »Ich möchte die Menschen persönlich kennenlernen, über die in den Medien so viel erzählt und geschrieben wird und mir ein eigenes Bild machen“, erzählt Elke Egger. Der 52-Jährigen ist es wichtig, nicht nur über Integration zu reden, sondern etwas Konkretes dazu beizutragen. Nicht nur die Menschen, die die deutsche Sprache üben möchten, bekommen auf diesem Weg nützliche Informationen für ihren Alltag oder zur Lösung spezieller Probleme und Anliegen. Auch die Moderatoren nehmen viel mit aus diesen Begegnungen. Sie erfahren Interessantes über die Heimatländer der Gesprächsteilnehmer, aber auch von den persönlichen Schicksalen durch Krieg und Flucht. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde entstehen oft schnell lebhafte Gespräche. Die Moderatoren hören zu, fragen nach und korrigieren sprachlich, wenn es mit der Grammatik oder einem Wort nicht sofort klappt. »Während einer Schulung haben wir viele Hinweise bekommen, wie wir diese Gesprächsstunden aufbauen können«, erzählt Dr. Raimund Ottow und zeigt seine Schulungsmappe. An diesem Tag kommen Asawer und Wasnaa, zwei junge Frauen aus Libyen, und Veronika aus der Ukraine vorbei. Sie absolvieren zurzeit Deutschkurse. Veronika hat den B1-Kurs bereits bestanden. Diese Prüfung steht Asawer und Wasnaa Ende Februar noch bevor.
Alle drei sind hoch motiviert, sich in der deutschen Sprache bald noch besser verständigen zu können. Daher nutzen sie alle vier Angebote von »Dialog in Deutsch«: in der Bibliothek Prohlis (dienstags 16.30–17.30 Uhr), in der Bibliothek Gorbitz (mittwochs 13.30–14.30 Uhr), in der Zentralbibliothek (mittwochs 17–18 Uhr) und in der Bibliothek Neustadt (sonnabends 11–12 Uhr). Die 33-jährige Veronika hat bereits einen Berufsabschluss, möchte in Dresden jedoch eine neue Ausbildung beginnen. Wasnaa (21) hat in ihrer Heimat ein Jahr Zahnmedizin studiert und möchte ihr Studium gern fortsetzen. Asawers Traum ist es, Ärztin zu werden.
In Prohlis sind diese Dialoge nicht immer so gut besucht. »Es ist ein Sprachangebot für Jung und Alt. Ganze Familien könnten zu uns kommen«, sagt Elke Egger. »Hier kann jeder ohne Angst und Hemmung seine Deutschkenntnisse ausprobieren.« Speziell für Gorbitz werden noch ehrenamtliche Moderatoren gesucht.
Interessenten melden sich bei Projektleiter Christian Steinert unter 0351 8648142 oder integration@bibo-dresden.de.