Deutsche Freunde und ein Arbeitsplatz

Flüchtlingsschicksal in Dresden

Veröffentlicht am Mittwoch, 9. Dezember 2015

Das Flüchtlingsthema ist derzeit in aller Munde, ob in den Nachrichten oder bei Gesprächen im Bekannten- und Verwandtenkreis. Bedenken und Ängste werden oft geäußert, zu Fragen der Sicherheit, aber auch der künftigen Arbeitsplatz- und Wohnungssituation. Viele Dresdner unterstützen die Flüchtlinge aber auch in vielfältiger Art und Weise, versuchen durch die direkte Begegnung mit ihnen, eigene Ängste und Vorbehalte abzubauen. Wir stellen den Syrer Anas und sein Leben in Dresden vor.

Anas wohnt in einer WG in Dresden mit weiteren Schutzsuchenden. Foto: Trache

Anas wohnt in einer WG in Dresden mit weiteren Schutzsuchenden.

Foto: Trache

Viel Unter­stützung hat auch Anas aus Syrien im letzten reich­lichen Jahr in Dresden erfahren, zum einen durch Mitar­beiter der Caritas, aber auch Privat­per­sonen, die ihm unter anderem bei der Suche nach einem Sprachkurs halfen. Im Sommer belegte er einen Inten­sivkurs in der Volks­hoch­schule, den er selbst bezahlt hat, wie er betont. Ende November begann ein Aufbaukurs. Er weiß, wenn er in Deutschland leben möchte, muss er die deutsche Sprache gut beherr­schen. Zurzeit wohnt er mit vier Syrern und einem Algerier in einer Wohnge­mein­schaft. Der 27-Jährige ist gelernter Tischler, hatte in seiner Heimat­stadt Aleppo eine eigene Schrei­nerei. Durch die Wirren des Bürger­krieges ist in seiner Heimat vieles sehr ungewiss. Auf keinen Fall wollte er in die Armee eintreten. Weder wollte er andere Menschen töten, noch selbst getötet werden, wie er sagt. In seiner Firma hat er vor allem deutsche Maschinen verwendet, schätzt die Demokratie in unserem Land. Daher war Deutschland auch sein Fluchtziel. Seit drei Monaten arbeitet er als Tischler in einer Dresdner Firma. Noch drei Monate dauert die Probezeit. Anas ist zufrieden mit seiner Arbeit, kommt inzwi­schen auch mit den Kollegen gut zurecht. Sie akzep­tieren, dass er als Muslim zum Beispiel kein Schwei­ne­fleisch isst. »Wir sind sehr zufrieden mit seiner Arbeit und seinem Engagement«, erzählt René K., einer der beiden Chefs. Eine Bekannte, die sich für Flücht­linge engagiert, erzählte ihm vor ein paar Monaten von Anas. Es kam zu einem ersten Gespräch. »Ich hatte einen guten Eindruck von ihm«, so der Unter­nehmer. Seine sieben Angestellten hatten zunächst einige Vorbe­halte gegen den Plan des Chefs, einen syrischen Flüchtling einzu­stellen. Doch die Akzeptanz war schnell da. »Anas hat mit Leistung überzeugt, ist immer pünktlich, nett und leistet gute Arbeit«, so René K. Die größte Schwie­rigkeit sei die Sprach­bar­riere. »Anas gibt sich viel Mühe, dennoch kostet die Verstän­digung im Moment noch viel Kraft und Zeit.« Auch außerhalb der Arbeit nutzt Anas die Möglichkeit, mit Einhei­mi­schen in Kontakt zu kommen, sei es bei gemein­samen Kochan­ge­boten, Fußball­spielen oder auch beim Chor »Singasylum« in Klein­zschachwitz. Diesen Chor haben engagierte Studen­tinnen ins Leben gerufen mit dem Ziel, Anwohner und Flücht­linge über das Singen zusam­men­zu­bringen.

Anas fühlt sich wohl in Dresden, auch wenn er ebenso wie seine Mitbe­wohner hin- und wieder die teils skepti­schen, teils ableh­nenden Blicke der Einhei­mi­schen wahrnimmt. Seine Zukunft ist noch ungewiss. Seine Aufent­halts­ge­stattung läuft zunächst nur bis Anfang Januar 2016. Doch René K. unter­stützt Anas, wo er kann. »Ich würde mir wünschen, dass er in unserer Firma bleibt.«

Claudia Trache

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