Das Erbe von Blasewitz und Striesen bewahren
Veröffentlicht am Mittwoch, 9. Dezember 2015
Vornehme Villen, markante Gründerzeitbauten, großzügige Gartengrundstücke, breite Straßen mit hohen Bäumen, viel Grün – das alles trägt zum besonderen Flair von Blasewitz und Striesen bei. Das, was über Jahrhunderte gewachsen ist, soll auch für die Zukunft bewahrt bleiben. Die Sorge, dass die Stadtteile durch den neuen Bauboom ihren typischen Charakter verlieren, treibt die Anwohner um. Die Stadtverwaltung hat jetzt darauf reagiert, und ein Positionspapier und eine Erhaltungssatzung entworfen mit dem sperrigen Titel »Erhalt der Villen in Dresden-Blasewitz/Striesen und Umgang mit den Nachverdichtungspotenzialen«. Darüber diskutierten am 25. November die Ortsbeiräte von Blasewitz.
Vorangestellt wurde, dass Blasewitz und Striesen »stadtgeschichtlich, städtebaulich, künstlerisch, architektonisch bedeutende Stadtteile mit hoher Qualität und Vielfalt« sind. Viele Einzelgebäude und auch große Teile des Gebietes stehen unter Denkmalschutz. Werden heute Abrissgrundstücke oder Brachflächen neu bebaut, werden die Grundstücke intensiver ausgenutzt, entstehen in der Regel mehr Wohnungen als vorher an gleicher Stelle. Die modernen Bauten reichen z. T. nicht an die architektonische Qualität der Vorgänger bzw. der Nachbargrundstücke heran, so ein Fazit des Positionspapiers. Forderten Bauordnungen von einst eine großzügige Vorgartengestaltung, so wird heute z. T. bis dicht an den Fußweg gebaut. So wandelt sich der Gebietscharakter.
Die Grundlage des Positionspapiers ist eine akribische Analyse des Gebäudebestands durch das Büro Braun & Barth. Frau Dr. Braun vermittelte den Ortsbeiräten viel Hintergrundwissen, wie zu welcher Zeit gebaut wurde, wie streng die Bauordnungen z. B. Ende des 19./Anfang des 20. Jahrhunderts Abstandsflächen und Art der Bebauung bestimmten. Großen Einfluss hatten u. a. die Festlegungen zur Randbebauung am Waldpark. Große Grundstücke durften nur in geringem Maß bebaut werden.
Was kann man tun, um das architektonische Erbe zu erhalten? Die Stadt empfiehlt u. a. eine Überprüfung und Nacherfassung der Denkmalwürdigkeit der bestehenden Gebäude, eine Vergrößerung des Denkmalschutzgebietes Nordost bis östlich der Altenberger Straße und Tolkewitzer Straße und die Aufstellung einer Erhaltungssatzung zur Sicherung der städtebaulichen Eigenart. Gebäude, die das Ortsbild oder das Landschaftsbild prägen, stehen unter besonderem Schutz. So bedürfen Abbruch, Nutzungsänderung oder die Errichtung baulicher Anlagen einer zusätzlichen Genehmigung. Ein Baugesuch kann bis zu einem Jahr zurückgestellt werden, um im Einzelfall genauer prüfen zu können.
Die Erarbeitung einer solchen Erhaltungssatzung soll in mehreren Stufen erfolgen. Dabei sollen für verschiedene Teilgebiete die jeweils typischen Merkmale herausgearbeitet werden, die zur Orientierung und Beurteilung des Bauvorhabens dienen. Über die Ergebnisse wird die Öffentlichkeit informiert.
Alles könne die Erhaltungssatzung aber nicht regeln, warnte Stadtplanerin Doris Stepputtis vor zu hohen Erwartungen. Beispielsweise wie Straßen zu sanieren oder wie Vorgärten beim Neubau anzulegen sind. Dafür gebe es andere Regularien.
Wir wollen über Striesen und Blasewitz auch keine Glocke stülpen, meinte Stadtplaner Daniel Woite. Abriss werde auch trotz Erhaltungssatzung möglich sein, aber bei ortsbildprägenden Gebäuden wird es eine stärkere Einzelfallprüfung geben.
Die Ortsbeiräte befürworteten mit großer Mehrheit, dass eine solche Erhaltungssatzung aufgestellt werden soll. Die Entscheidung liegt jetzt beim Stadtrat.
In der Ortsbeiratssitzung informierte die Centermanagerin der SchillerGalerie, Jana Betscher, dass sich am Vorabend ein Verein engagierter Bürger gegründet hat. Der Verein Kulturerbe Blasewitz will sich für die Erhaltung des typischen Charakters von Blasewitz einsetzen, außerdem mitreden, wenn es um die künftige architektonische Entwicklung von Blasewitz geht.