Carbonbeton: Innovativer Baustoff soll es richten
Veröffentlicht am Freitag, 17. Mai 2019
Die Dresdner Carolabrücke ist reparaturbedürftig. Im Rahmen der Sanierung sollen die Radwege verbreitert werden. Dazu bedient man sich eines unkonventionellen Baustoffs.
»Sie können noch drüber fahren«, antwortete Reinhard Koettnitz, damals noch Leiter des Straßen- und Tiefbauamtes, Ende April auf die Frage nach dem baulichen Zustand der Carolabrücke. »Aber irgendwann muss man den Sack zubinden.«
Außerdem war er sich sicher, dass der Stababstand und die Höhe der Geländer – anders als zunächst bei der Albertbrücke – diesmal eingehalten würden. Doch darum ging es nicht. Die Dresdner Carolabrücke ist stark sanierungsbedürftig.
Außerdem sind Rad- und Fußwege nicht unbedingt üppig dimensioniert. Vor allem das zunehmende Radverkehrsaufkommen war es, das die Fachleute veranlasste, auf Abhilfe zu sinnen. Rad- und Gehwege sollen verbreitert werden. Doch die Veränderung eines Brückenquerschnitts ist bei Anwendung konventioneller Baustoffe kein einfaches Unterfangen. Mit herkömmlichem Beton stößt dieses Anliegen schnell an die Grenzen der Physik.
Zusammen mit Spezialisten der TU Dresden wurde die Idee entwickelt, den Brückenquerschnitt mittels Carbonbeton zu erweitern. Bis dahin war der Werkstoff an Brückenbauwerken dieser Größenordnung nicht eingesetzt worden. Dresden betritt damit absolutes Neuland, die Carolabrücke wird zum Pilotprojekt.
Der flexiblere und vor allem leichtere Materialverbund eröffnet völlig neue Möglichkeiten. »Carbonbeton erlaubt es uns, den Geh- und Radweg beidseitig von 3,60 auf 4,25 Meter zu verbreitern«, so Koettnitz. Baubürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain sieht darin einen fulminanten Zugewinn von über einem Meter vor allem für den Radverkehr. »Der Radverkehr ist die am stärksten wachsende Fortbewegungsart. Bisher wären wir an unsere Grenzen gestoßen, und hätten ausreichend breite und sichere Radwege nicht bauen können«, so Schmidt-Lamontain weiter.
Ein Baubeginn im August erfordert den sofortigen Planungsbeginn. Wie das Projekt finanziert werden soll, ist indes unklar. Die Frage »Was kann sich Dresden in diesem Jahr noch leisten?« steht im Raum. Rund 4,2 Millionen Euro würden die Sanierungsarbeiten kosten. Das sind etwa 300.000 Euro mehr als in herkömmlicher Bauweise. Reinhard Koettnitz kann es egal sein. Er ist inzwischen Leiter des Schulverwaltungsamtes.