Breakdance im »check out«
Denkmalgeschütztes Bahnhofsgebäude in Niedersedlitz bietet eigenes Reich für Jugendliche
Veröffentlicht am Freitag, 1. Juli 2016
Seit einem Jahr hat das Bahnhofsgebäude einen neuen Eigentümer, der auch in das Gebäude investiert.
Im denkmalgeschützten Bahnhofsgebäude in Niedersedlitz haben sich Jugendliche ein Reich geschaffen. Sie konnten bereits 1998 die Arbeiterwohlfahrt (AWO) als freien Träger gewinnen und brachten viel Eigenleistung ein, um das Gebäude, das zuvor lange leer stand, nutzbar zu machen. Mitbestimmen, Mitgestalten und Selbstverwirklichen der Jugendlichen sind im AWO-Jugendtreff seitdem ein wichtiges Prinzip. Die Jugendlichen gestalten die verschiedenen Räume nach eigenen Ideen. Auch die Fenster erhalten immer wieder ein neues Aussehen. Wartende an der Straßenbahnhaltestelle »Bahnhof Niedersedlitz« können sich regelmäßig davon überzeugen. Zurzeit »wehen« gemalte Länderflaggen der Teams, die an der Fußball-EM teilnehmen.
Das »check out« steht montags und dienstags sowie donnerstags und freitags von 14 bis 20 Uhr allen Interessierten zwischen zehn und 27 Jahren offen. Dennis (17) kommt seit drei Jahren regelmäßig vorbei. Kumpels haben ihn mal mitgenommen. »Ich fand die Leute hier sympathisch.« Jetzt ist er hauptsächlich wegen der Breakdance-Gruppe da, die sich regelmäßig im urigen Kellergewölbe des »check out« trifft. Auch den 14-jährigen Nick zieht es »wegen der Leute« und der Breakdance-Gruppe ins »check out«. Und die Betreuer seien okay. Das sind Daniel Wendt, Carolin Wötzel und Corina Hartwig. »Viele Jugendliche sind Stammgäste und kommen über längere Zeit. So herrscht bei uns eine fast familiäre Atmosphäre.« Corina Hartwig arbeitet bereits seit zwölf Jahren als Sozialpädagogin im »check out«. Daniel Wendt ist der Leiter des AWO-Jugendtreffs: »Unsere Angebote orientieren sich an den Interessen, Ideen und Wünschen der Besucher. Handeln und Ausprobieren ist die Maxime. Wir bieten den Jugendlichen Unterstützung und praktische Alltagshilfen, gehen auch mal mit zu einer Behörde. Wenn ein Rat gebraucht wird, sind wir als Sozialpädagogen immer für die Jugendlichen da. Wir hören zu und suchen gemeinsam nach Wegen. Sie können mit uns reden, müssen aber nicht. Vertrauen ist die Grundlage dafür, dass einer sich öffnet und über seine Situation spricht. Insofern ist das immer auch eine Anerkennung für unsere fachliche Arbeit.«
Seit einem Jahr hat das Bahnhofsgebäude einen neuen Eigentümer, der auch in das Gebäude investiert. Sichtbar wurde das bereits an den neuen Fenstern. Der Nachbarbereich des Bahnhofsgebäudes wird von einer Tagesgruppe der Radebeuler Sozialprojekte gGmbH genutzt.
Im »check out« können die Jugendlichen ihre Vorstellungen entfalten. Gleichzeitig gilt eine klare Hausordnung, die unter anderem den respektvollen Umgang untereinander regelt. Derzeit stehen Spielenachmittage und gemeinsames Kochen gut im Kurs. Und im Kellergewölbe trainieren die 15 Breakdancer. Sie planen für die Zukunft kleinere Auftritte. Vielleicht stellen sie sich schon am 30. Juni beim ersten Leubener Sommeropenair an der Kiesgrube öffentlich vor.