Zwischen Wildem Mann und den Elbauen
Historische Spaziergänge im Dresdner Nordwesten
Veröffentlicht am Mittwoch, 19. September 2018
Um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert entwickelte sich Dresden zur Großstadt. Die Bautätigkeit erlebte einen riesen Aufschwung. Zu den einflussreichsten Architekten der damaligen Zeit zählten Rudolf Schilling und Julius Graebner.
In loser Folge berichtet der Autor und Publizist Jürgen Naumann an dieser Stelle über historische Ereignisse und Orte im Ortsamtsbereich Pieschen. Heute: Architekturbüro Schilling & Graebner
Um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert wuchs Dresden von der beschaulichen Residenz- zur Großstadt. Überall wurde gebaut. Neue Wohnsiedlungen, Verwaltungsgebäude, Kirchen und Friedhöfe entstanden. Und einen bedeutenden Anteil an dieser Entwicklung hatte das Dresner Architekturbüro Schilling & Graebner, dessen wohl bekanntesten Bauten die Christuskirche (1903–1905) in Strehlen mit ihren markanten Zwillingstürmen und das AOK-Verwaltungsgebäude am Sternplatz (1912/13) sind.
Aber auch im Dresdner Nordwesten finden sich Gebäude und Ensembles, allen voran das Pieschener Rathaus (1890–1891). Auch die Kriegersiedlung (1921–1926) sowie Teile der Großsiedlung an der Aachener Straße (beide in Trachau) gehen auf ihre Entwürfe zurück. In der Leipziger Vorstadt entstand das Doppelhaus an der Leipziger Straße 32/34 (1901/02) nach Plänen des renommierten Architektenbüros. Im Eingangsbereich weist dieses Jugendstilformen und -malereien auf. Bauherr des Wohn- und Geschäftshauses war der Dresdner Spar- und Bauverein. Ebenfalls im Jugendstil gehalten sind die Gebäude des St.-Pauli-Friedhofs (1909–1911) an der Radeburger Straße mit der Kapelle und dem die Sichtachse beherrschenden Totenhaus.
Aber nicht nur in Dresden sondern auch in anderen Orten Sachsens haben Schilling & Graebner ihre Spuren hinterlassen: Die Radebeuler Lutherkirche (1891), der Schutzvorbau für die Goldene Pforte am Freiberger Dom (1902) und das Kurzentrum in Bad Gottleuba (1909–1913) sind ebenfalls nach Entwürfen ihres Büros entstanden. Eine namhafte Zahl dieser Gebäude haben Krieg und Nachkrieg überstanden. Von den zerstörten Häusern, so der den Pirnaischen Platz dominierende Kaiserpalast, die für den Dichter Gerhart Hauptmann an der Goetheallee gebaute Villa Rautendelein (1899–1900) in Blasewitz oder der Innenausbau der Kreuzkirche nach deren Brand (1897–1900) gibt es umfangreiche Fotos und Dokumentationen.
Diese und zahlreiche weitere Informationen kann man jetzt in einer Ausstellung der Abteilung Denkmalschutz des Kulturamtes im Barockviertel der Neustadt sehen.
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Die Architektenfirma
Schilling & Graebner –
Ihr Weg in die Moderne.
bis 12. Oktober 2018 Kulturrathaus, Kunstfoyer, Königstraße 15