Alaunplatzkonzept adaptieren
Teil II des Interviews zum Jahresauftakt mit Stadtbezirksamtsleiter André Barth
Veröffentlicht am Montag, 25. Februar 2019
Stadtbezirksamtsleiter Andrè Barth im Gespräch mit der Neustadtzeitung. Es geht um Ordnung, Sauberkeit und Sicherheit sowie die Arbeit der Neustadtkümmerin.
Stadtbezirksamtsleiter André Barth im Gespräch mit der »Neustadt Zeitung«. Teil II des Interviews zum Jahresauftakt.
Ordnung, Sauberkeit, Sicherheit sind ein Dauerthema. Insbesondere letztere hat 2018 häufiger für unschöne Schlagzeilen gesorgt. Wie schätzen Sie die aktuelle Situation ein?
In der Arbeitsgruppe Sicherheit arbeiten wir in einem gesamtgesellschaftlichen Ansatz nach wie vor mit zahlreichen Akteuren aus dem Stadtteil, Polizei, Ordnungsamt, Behörden, zusammen. Im Frühjahr wird die polizeiliche Kriminalstatistik vorgestellt, die dazu beiträgt, das Kriminalitätsempfinden zu objektivieren. Ich glaube, dass wir auf dem richtigen Weg sind und sich das subjektive Sicherheitsgefühl langsam verbessert. Wir werden auch in diesem Jahr am Thema dranbleiben, und wir werden in Abstimmung mit der Polizeidirektion die polizeiliche Präsenz weiter hochhalten.
Wie sieht es sonst aus? Im vergangenen Jahr haben wir 420 Dreck-weg-Meldungen bekommen. Das ist eine ziemlich deutliche Steigerung gegenüber 2017.
Da waren es 296 Meldungen. Dabei spielen besonders illegale Ablagerungen im öffentlichen Raum ein große Rolle. Es hat sich die Unsitte eingebürgert, nicht mehr benötigte Dinge einfach auf die Straße zu stellen, alte Möbelstücke, Fernseher usw. Wir bearbeiten diese Meldungen. Sind es kleinere Dinge, räumen wir die selbst weg, andernfalls werden Entsorgungsaufträge erteilt.
In diesem Jahr wollen wir die Idee der sogenannten Tauschschränke wieder aufnehmen. Es werden also legal Schränke aufgestellt, in denen nicht mehr benötigte Sachen hinterlegt werden und von anderen mitgenommen werden können. Das ist ökologisch und im Sinne der Nachhaltigkeit.
Den Alaunplatz haben wir recht gut im Griff. Das flexible Entsorgungssystem mit den Tonnen funktioniert. Im vergangenen Jahr lag das entsorgte Müllaufkommen bei 271 Kubikmeter. Das ist eine ganz leichte Steigerung gegenüber dem Vorjahr, die aber mit dem traumhaften Sommer zusammenhängt.
Ab diesem Jahr wird auch der Reinigungszyklus auf bestimmten Straßen erhöht. Ganz konkret passiert das am Albertplatz im Bereich des Artesischen Brunnens. Als Stadtbezirksamt haben wir uns intensiv am Abfallwirtschaftskonzept beteiligt, was Maßnahmen zur Stadtsauberkeit betrifft. Für die Elbwiesen möchte ich gern das Alaunplatzkonzept adaptieren. Nicht unerwähnt bleiben soll die Aktion »Sauber ist schöner«. Dabei sind wir u. a. mit Schülerinnen und Schülern unterwegs.
Wie reagieren die Neustädterinnen und Neustädter? Gibt es ein Feedback und wenn ja, wie sieht es aus?
Anhand der Dreck-weg-Meldungen sieht man, dass viele Bürgerinnen und Bürger mit der Situation nicht zufrieden sind. Kritisiert werden Müllhinterlassenschaften, Scherben, aber auch Ruhestörungen durch Partygänger. Viele Anwohnerinnen und Anwohner sind bereit, Verantwortung für ihren Stadtteil zu übernehmen. Im Rahmen des neuen Gesprächsformates »Lass uns reden« gab es viele Ideen und Anregungen, wie man dieser Probleme Herr werden kann. Diese Ideen und Anregungen wollen wir seitens der Verwaltung unterstützen.
Wie fühlt man sich übrigens als Stadtbezirksamtsleiter und welche konkreten Auswirkungen haben die neuen Strukturen mittel- und langfristig auf das Tagesgeschäft?
Ja, da ist man so reingerutscht (lacht). Ich kann nicht feststellen, dass ich mich anders fühle, als ich mich vorher gefühlt habe.
Haben Sie jetzt mehr Kompetenzen?
Ja! Wir sind jetzt verantwortlich für das Stadtteilbudget. Wir haben sicherzustellen, dass die Förderungen sachgerecht eingesetzt, d. h. die öffentlichen Mittel zweckgerecht verwendet werden. Das führt zu mehr Arbeit, die damit zusammenhängt, dass wir für die Stadtbezirksbeiräte die Vorlagen zur Entscheidung aufbereiten müssen, dass wir Anträge für bestimmte Projekte entgegennehmen, umsetzen und mit den entsprechenden Fachämtern abstimmen müssen. Wir haben Bescheide zu erstellen und Beschlüsse zu kontrollieren. Das bedeutet in Summe auch für die Stadtbezirksbeiräte mehr Verantwortung. Die Neustadt und die Altstadt sind derzeit die Stadtbezirke mit den meisten Anträgen und Vorlagen.
Wie beurteilen Sie die Arbeit der Neustadtkümmerin?
Sie macht ihre Arbeit gut, keine Frage. Das Angebot der »Neustadtkümmerin« hat im vergangenen Jahr zunehmend an Bekanntheit und Akzeptanz gewonnen. Wir sind in Sachen Netzwerkarbeit gut unterwegs, d. h. wir vernetzen uns mit zahlreichen Initiativen aus der Neustadt. Zum Beispiel die Anwohnerinitiative »Neustadt(t)raum«, die sich u. a. für Barrierefreiheit und Inklusion einsetzt. Es gibt eine gute Zusammenarbeit mit der Stadtteilrunde, wir beteiligen uns an den Interkulturellen Tagen und legen verschiedene Projekte auf im sogenannten Container. Dazu zählt u. a. das Projekt »Contine« – Kochen im Container“ mit der Mobilen Jugendarbeit. Die Stelle der Neustadtkümmerin macht es überhaupt erst möglich, dass wir uns um diese Dinge intensiv kümmern können. Die Idee, eine solche Institution zu schaffen, entstand aus einer Einwohnerversammlung heraus, ein Vorschlag, den die Verwaltung dann auch umgesetzt hat. Beteiligung im Stadtteil ist also durchaus erfolgreich.
Wir bedanken uns für das Gespräch. Die Fragen stellte Steffen Möller.