90 Jahre Freie Waldorfschule Dresden
Veröffentlicht am Freitag, 22. Februar 2019
Waldorfschule ist viel mehr als Namen tanzen. Das Konzept beinhaltet handwerklichen Unterricht ebenso wie zahlreiche Praktika. Die Abschlüsse entsprechen denen staatlicher Schulen.
»Wir tanzen nicht nur unseren Namen«, sagt Helene aus der 11. Klasse der Freien Waldorfschule Dresden mit Nachdruck. Mit solchen und ähnlichen Klischees zur Waldorfschule haben sie und ihre Mitschüler während ihrer Schulzeit immer mal wieder zu kämpfen. Das Namentanzen ist ein Teilbereich des Faches Eurythmie, das fester Bestandteil des Lehrplanes ist. Es ist eine tänzerische Ausdrucksform, die weit über das Namentanzen hinausgeht. Beim ganzheitlichen pädagogischen Ansatz von Rudolf Steiner, dem Gründer der Waldorfpädagogik, stehen alle Bereiche wie Kunst, Handwerk, Naturwissenschaften und Sprachen gleichberechtigt nebeneinander. »An unserer Schule wird der gesamte Fächerkanon unterrichtet, wie an allen staatlichen Schulen auch«, betont Holger Kehler, seit fünf Jahren einer der beiden Geschäftsführer der Schule. Dazu kommen zusätzliche Fächer wie Eurythmie und handwerklicher Unterricht wie Schmieden und Korbflechten sowie zahlreiche Praktika wie Forst- und Landwirtschaftspraktikum, Vermessungspraktikum, ein siebenwöchiges Industrie- und Sozialpraktikum in der 11. Klasse sowie die Kunstfahrt in Klasse 12. Jonathan aus der Klasse 11 findet diese vielen Praktika sehr gut.
Er war sieben Wochen in Moskau in einer Maschinenbaufirma. Seit der ersten Klasse lernen alle Waldorfschüler Russisch. Diese Kenntnisse konnte Jonathan intensiv anwenden und verbessern. Arthur arbeitete neun Wochen lang in einer Behinderteneinrichtung in Schottland. Beide haben von ihren Praktika profitiert. Arthur wurde darin bestärkt, diese Berufsrichtung weiter zu verfolgen. Jonathan weiß nun, dass Maschinenbau beruflich nicht in Frage kommt. Er möchte aber nach der Schule nochmal für ein Jahr nach Russland gehen, um die Sprache perfekt zu lernen.
An der Waldorfschule kann man zu denselben Bedingungen wie an staatlichen Schulen sowohl den Hauptschul- und Realschulabschluss (nach Klasse 11 bzw. 12) ablegen sowie das Abitur (nach Klasse 13) und zusätzlich nach Klasse 12 den Waldorfabschluss. Große Theaterprojekte in den Klassen 6, 8 und 12 gehören ebenso zum Schulprogramm und werden auch öffentlich aufgeführt. Mit einer Auftaktveranstaltung Ende Januar im Hygienemuseum begann das Festjahr der Freien Waldorfschule Dresden anlässlich ihres 90. Geburtstages. Am 8. April 1929 zunächst am Standort Franklinstraße in der Südvorstadt eröffnet, zog die Schule ein knappes Jahr später in ihr endgültiges Gebäude an der Jägerstraße 34 im Dresdner Norden. Nach dem Verbot der Waldorfschule 1941 eröffnete sie 1945 wieder, wurde aber 1949 durch die Stadt Dresden erneut geschlossen.
Am 1. September 1990 wurde die Freie Waldorfschule Dresden durch Initiative von Eltern gegründet. Bis 1997 lernten die Schüler in einem Gebäude an der Wilder-Mann-Straße. Dann zogen sie in das einstige Schulgebäude an der Jägerstraße 34. 2004 übernahm die Waldorfschule das Gebäude an der Marienallee 5. Damit verfügt die Freie Waldorfschule Dresden über ein großes Gelände mit mehreren Gebäuden zwischen Jägerstraße und Marienallee, das den Schülern viel Raum zum Bewegen, Beobachten, Ausprobieren und Lernen bietet.