Straßenschule feiert Absolventen und fünfjähriges Bestehen
Veröffentlicht am Sonntag, 25. August 2019
Kein Schulabschluss, keine Ausbildung, kein Job. Die Straßenschule hilft!
Äußere Neustadt. In der letzten Schulwoche feierte die Straßenschule der Treberhilfe Dresden e. V. vor ihren Räumen an der Königsbrücker Straße 4 ihr fünfjähriges Bestehen. Die Straßenschule wurde 2014 ins Leben gerufen und richtet sich in der Regel an 18- bis 27-Jährige in schwierigen Lebenssituationen, die auf dem ersten Bildungsweg keinen Schulabschluss erlangen konnten.
Im Rahmen der Geburtstagsfeier erhielten sieben Absolventen ihre Abschlusszeugnisse. Sie legten ihre Schulfremdenprüfung an der Obschule Pieschen bzw. an der 55. Oberschule ab. Drei Absolventen erreichten den qualifizierten Hauptschulabschluss, vier den Hauptschulabschluss. Seit September 2018 nahmen 60 Schüler am Schnupperkurs teil, dessen Ziel zunächst ist, Regelmäßigkeit, Motivation und Teamarbeit der Teilnehmer zu schulen. Vierzehn von ihnen haben sich in diesem Jahr auf Abschlussprüfungen vorbereitet. Andere Teilnehmer konnten in für sie geeignete Projekte vermittelt werden.
Einer der erfolgreichen Absolventen eines qualifizierten Hauptschulabschlusses ist J. A. Er zog 2018 von Görlitz nach Dresden. Seine Familie stammt aus Afghanistan. Er selbst wurde im Iran geboren und kam vor drei Jahren nach Deutschland. Im Iran hatte er bereits die zehnte Klasse abgeschlossen. »Ich wollte eine Ausbildung beginnen, aber mein Abschluss aus dem Iran wurde nicht anerkannt. Das Jobcenter hat mich auf das Angebot der Straßenschule hingewiesen«, erzählt der 21-Jährige. »Anfangs fiel mir das Lernen schwer, da ich viele Jahre nicht in der Schule war. Nach und nach ging es aber besser, und ich bekam auch gute Noten. In Görlitz habe ich bereits einen sechsmonatigen Deutschkurs absolviert.« Nun überlegt J. A., ob er sich an der Straßenschule im kommenden Schuljahr auf den Realschulabschluss vorbereitet. Ihm ist sehr bewusst, wie wichtig ein Schulabschluss ist, um später eine Ausbildung absolvieren zu können.
Die Nachfrage nach einem Schulabschluss bei jungen Flüchtlingen über 18 Jahre wird zunehmend größer. Auch viele junge Deutschen nutzen die Angebote der Straßenschule. In den letzten fünf Jahren haben rund 50 Teilnehmer ihren Schulabschluss auf dem Weg der Schulfremdenprüfung nachgeholt.
Die Straßenschule wurde in den Anfangsjahren durch die Aktion Mensch und durch eine Aktion der Wirtschaftsjunioren gefördert sowie im vergangenen Schuljahr durch eine innovative Förderung des Sozialamtes der Landeshauptstadt Dresden ermöglicht.
Inzwischen ist die Finanzierung bis 2020 gesichert. Förderung kommt auch vom Jugendamt der Stadt Dresden. Wer sich in der Straßenschule und damit für junge Menschen engagieren möchte, gern auch pensionierte Lehrer, meldet sich unter Telefon 0351 32149440. Auch Spenden aller Art, wie Schulbücher, Tische, Stühle oder Technik sind immer willkommen.